Wie beeinflussen Bankensysteme die regionale Ungleichheit und den Wohlstand vor Ort?
Bereits Königin Katharina von Württemberg ahnte, welch positiven Einfluss Banken haben können. Auch darum gründete sie nach der Hungersnot von 1817 im Folgejahr nicht nur unsere Universität Hohenheim, sondern zur Anregung der Spartätigkeit auch die „Württembergische Spar-Casse“ (eine Vorgängerin der LBBW).
Für unser Projekt verbinden wir bankwirtschaftliche und volkswirtschaftliche Daten von fünf EU-Ländern. Dabei betrachten wir nicht aggregierte Informationen auf nationaler Ebene, sondern vergleichen Daten auf Level der Regierungspräsidien in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Österreich. In unserer Analyse erforschen wir wie sich die Charakteristika regionaler Bankensysteme auf die Volkswirtschaft vor Ort auswirken. Eigenschaften solcher Bankensysteme können die Unternehmensformen (Privatbanken, Genossenschaftsbanken, Sparkassen) oder die Geschäftstätigkeit (bspw. Provisions- oder Kreditgeschäft) sein. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Sparkassen und Volksbanken vor Ort einen positiven Einfluss auf den regionalen Wohlstand haben. Ein regionales Bankensystem mit im Durchschnitt kleineren Banken, die sich vor allem auf das Zinsgeschäft konzentrieren, trägt zu einer Reduktion der Ungleichheit bei.
Wie beeinflussen regionale Bankensysteme die Betriebe sowie insbesondere kleine und mittlere Unternehmen vor Ort?
Aus theoretischer Perspektive sprechen viele Argumente dafür, dass regionale Banken einen positiven Einfluss auf die lokalen Wirtschaftsunternehmen haben. Es gibt jedoch auch ökonomische Argumente gegen die These, dass ein diverses Bankensystem mit lokalen Banken vor Ort sinnvoll ist. So kann beispielsweise diskutiert werden ob wenige zentralisierte Großbanken effizienter arbeiten.
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht damit, wie regionale Bankensysteme auf Level der Regierungsbezirke mit den lokalen Wirtschaftsunternehmen zusammenhängen. Als Basis nehmen wir den Bankendatensatz des Projektes „Wie beeinflussen Bankensysteme die regionale Ungleichheit und den Wohlstand vor Ort?“ und kombinieren diesen mit den Informationen von fast 850.000 Betrieben in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Österreich. Unsere Ergebnisse zeigen, dass regionale Bankensysteme, mit im Durchschnitt kleineren Banken, zu einer besseren Rentabilität von Betrieben in der entsprechenden Region führen. Dies gilt ebenfalls, wenn Banken in einer Region einen durchschnittlich höheren Zinsüberschuss haben. Die Ergebnisse treffen insbesondere auch auf kleine und mittlere Unternehmen zu.
One Market to Rule Them All – How Financial Integration Influenced Inequality in the European Union
Der Fortschritt des einheitlichen europäischen Binnenmarktes wirkt sich auch auf die Kapital- und Finanzmärkte aus. Mit der Single Banking License wurden 1993 sämtliche Restriktion für Banken aus den Mitgliedsstaaten für Geschäfte in anderen EU-Nationen abgeschafft. Diese Form der finanziellen Integration schaffte ein völlig neues Marktumfeld für europäische Banken und Finanzinstitute. Durch die Reduktion von Markteintrittsbarrieren erhöht sich der Wettbewerb, was zum Abbau lokaler Bankmonopole führt und auch wirtschaftlichen Akteuren mit finanziellen Restriktionen den Zugang zu Krediten und Finanzierungsmöglichkeiten eröffnete. In diesem Forschungsprojekt untersuchen wir den Effekt dieser finanziellen Entwicklung durch den einheitlichen europäischen Markt auf das Wirtschaftswachstum der EU-Mitgliedsstaaten und auf die wirtschaftliche Ungleichheit. Unsere Ergebnisse zeigen, dass der einheitliche europäische Markt das Wirtschaftswachstum in allen Mitgliedsstaaten erheblich erhöht, während die wirtschaftliche Ungleichheit zwischen den Nationen sinkt. Vor allem wirtschaftliche schwächere EU-Staaten können ihre Arbeitslosigkeit senken, während die Einkommen der unteren Teile der Einkommensverteilung ansteigen.